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Chronologie der Hochwasserkatastrophe von Dessau-Waldersee Auszüge aus der Mitteldeutschen Zeitung Vorwort Die Hochwasserkatastrophe an der Elbe hat unsere Nation mehr
zusammengeschweißt, als alle sonstigen Bemühungen nach der Vereinigung
vermochten. Nie war die Hilfsbereitschaft so groß, wie in diesen Tagen.
Erstaunt blicken wir an die Elbe und können es nicht fassen, welche Kräfte in
den Menschen frei wurden. In einem Kommentar bringt es Henrik Klemm, Chef der
Lokalredaktion der Mitteldeutschen Zeitung, am 19. August auf den Punkt: Eine Katastrophe kann furchtbar langsam kommen und noch langsamer gehen. Das zeigt die Chronologie der Ereignisse.
Dienstag, 13. August Mittwoch, 14. August Donnerstag,
15. August
Sonntag,
18. August 2002
Montag,
19. August 2002
Dienstag, 20. August Mittwoch,
21. August
Donnerstag,
22. August
Bundeswehr
beugt vor, Impfung gegen Hepatitis A
Einmalige
technische Lösung schnell entwickelt und umgesetzt Hier,
gleich hinter Waldersee, beginnt die Steppe. Bleich ist hier die Erde und
trocken, verkümmert sind die Pflanzen und der entgegenkommende Lkw zieht eine
dichte Staubfahne hinter sich her. Von hier aus ist die Flut, wiewohl nur wenige
Meter entfernt, nicht zu sehen: der Deich verbirgt sie. Doch sie ist es, die die
Leute antreibt, beinahe ohne Unterlass zu arbeiten. Die ganze Nacht hatten die
Schweißer geschuftet und den halben Tag. Jetzt liegt ein schwarzes Ungetüm auf
dem Feld. An ein Ende hat jemand mit Leuchtfarbe und voller Stolz 72 Meter
geschrieben. Und 1,40 Meter Durchmesser hat das Rohr, das Waldersee schützen
soll, falls erneut Fluten anbranden würden. "Geht es schief, sind wir die
Deppen." Gemeinschaft
hilft in dieser schweren Zeit Bewohner
zwischen Hoffnung und Angst - Einsätze am Damm Köthener
Lutzehof als sicherer Hafen Familie
Böckelmann aus Dessau-Waldersee fand Unterschlupf bei guten Freunden Deich
offen in Waldersee, Wasser geht zurück In
Waldersee ist jetzt der Deich am Birnbaumweg und an einer weiteren Stelle geöffnet
worden, damit das Wasser aus dem Ort fließen kann. Dies sagte gestern OB
Hans-Georg Otto bei einer Pressekonferenz. Sobald es ölfreie Wasserflächen
gebe, werde man auch mit dem Abpumpen anfangen. Unterdessen läuft, wenn auch
mit sehr geringer Geschwindigkeit, Wasser von Seegrehna kommend Richtung A 9,
das zum Teil über die Autobahn gepumpt wird. Allerdings scheint die Gefahr, von
der gestern noch die Rede war, durch Notdeiche weitestgehend gebannt. Die
geplante Sprengung des Deiches bei Schönitz nannte Otto eine gute Lösung. Das
Wasser werde geregelt in die Elbe fließen und stelle keine Bedrohung für
Dessau dar.
Großteil
der Tagesstätten der Stadt öffnet ab Montag Unterstützung
nach der Katastrophe Ein
Walderseer hilft den Walderseern Thomas
Göldner kann in Baufragen wichtige Fragen klären Eigentlich hätte Thomas Göldner allen Grund, in den nächsten Tagen und Wochen erst einmal an sich selbst und seine Familie zu denken. Der Architekt bewohnt ein Häuschen in der Horstdorfer Straße in Waldersee und gehört damit zu den Dessauern, die unmittelbar und besonders schwer von der Flutkatastrophe betroffen sind. Doch die Zeit, "den Kopf in den Sand zu stecken", will und kann sich der Architekt und Bausachverständige nicht nehmen. "Ich weiß, welch enorme Last jetzt auf den Hausbesitzern liegt, die überflutet sind, deshalb biete ich gemeinsam mit anderen Kollegen schnell und unkompliziert Hilfe an." "Nicht einfach drauf los arbeiten." Thomas Göldner Bausachverständiger. Er selbst wohnt mit Frau und den beiden Kindern seit zwei Wochen bei den Schwiegereltern in Kühnau. "Dort sind wir gut aufgehoben und bestens betreut", weiß er diese Hilfe zu schätzen. Am Donnerstag hat er sein eigenes Haus das erste Mal in Augenschein nehmen können. Bis in die erste Etage stand das Wasser. "Die Vorsichtsmaßnahmen, die wir am Haus getroffen haben, reichten bei weitem nicht aus. Es konnte sich ja auch keiner vorstellen, dass es so schlimm kommt." Persönliche Sachen, wie die Musikinstrumente und Malutensilien, hätten sie Gott sei dank retten können, freut sich der Hobbymusiker, der manchmal auch malt und zeichnet. So schlimm die Lage auch sei, sagt der Walderseer bestimmt, "ich bin zuversichtlich". So gern Thomas Göldner, und da geht es ihm wie allen anderen Walderseern, möglichst schnell mit den Aufräum- und Renovierungsarbeiten beginnen würde, so weiß der Bausachverständige Göldner doch, dass hier Geduld gefragt ist. "Das Wasser steht noch im Haus, auch die Straßen sind noch nicht frei. Es gibt keinen Strom, um Maschinen zu betreiben. Man kann also effektiv noch gar nichts tun." Ende nächster Woche, so hofft er, sieht die Lage besser aus. Auch wenn das Wasser dann weg ist, rät der Fachmann, "nicht einfach drauf los zu arbeiten". Die Gefahr, dass durch unbedachte Arbeiten die Schäden mitunter noch verschlimmert werden, und am Ende doppelt und dreifach gezahlt werden muss, sei groß. Thomas Göldner rät deshalb allen, deren Haus im Wasser stand, einen Experten um Rat zu fragen, ehe mit der Reparatur oder Sanierung begonnen wird. "Ganz wichtig ist also die Schadensbegutachtung vor Ort durch einen Experten, der kann dann auch die richtige Sanierungsmethode auswählen." Eine Pauschalbeurteilung der Schäden zum Beispiel für Waldersee sei überhaupt nicht möglich, so Göldner. "Jedes Haus ist anders gebaut, hat eine andere Lage und muss deshalb einzeln betrachtet werden." Informationen und Beratung bieten Thomas Göldner und seine Kollegen kostenfrei rund um die Uhr an. Auch für eine erste In-Augenscheinnahme des Schadens vor Ort wird der Sachverständige noch keine Rechnung schreiben. "Ab einem bestimmten Leistungsumfang ist dies dann zwar nicht mehr möglich, aber wir werden die Zahlungsmodalitäten in jedem Fall für die Betroffenen tragbar und akzeptabel gestalten. "Wir haben auch kein Problem, wenn eine Rechnung erst im November bezahlt wird." Für die Zukunft hat der Dessauer drei Wünsche: Die Hochwasserschutzanlagen sollten so verstärkt werden, dass sie einem neuerlichen Angriff stand halten, auch die Infrastruktur Waldersees sieht er stark verbesserungswürdig. "Und es sollte ein Katastrophenschutz installiert werden, der den Namen auch verdient, mit Fachleuten und weisungsberechtigten Personen." Wohnungssuche
Evakuierten
Walderseern konnte geholfen werden DWG
vermittelte 103 Wohnungen - Raguhner nahmen Hilfe in Anspruch Einen großen Andrang von Wohnungssuchenden aus dem evakuierten Dessauer Ortsteil Waldersee hatten die Mitarbeiter der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft bis gestern zu bewältigen, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Im zentral gelegenen Hauswartbüro in der Antoinettenstraße 14 seien rund um die Uhr Wohnungsschlüssel herausgegeben worden, standen Mitarbeiter zur Klärung von Problemen bereit. Wie die beiden Geschäftsführer Waltraud Stebner und Joachim Schlichter gestern mitteilten, seien insgesamt 103 Wohnungen an die Opfer des Hochwassers für eine befristete Nutzung vergeben worden. Die DWG habe den überwiegend Walderseer Bürgern, aber auch einigen Hilfesuchenden aus Raguhn, ganz bewusst die Zeitdauer der Nutzung der Wohnungen zur freien Entscheidung überlassen, weil Art und Umfang der Schäden an den Häusern erst in einigen Tagen für die Eigentümer erkennbar seien. In dieser gesamten Zeit hätten die Bewohner eine gesicherte Bleibe bei der DWG. Stebner und Schlichter informierten weiterhin darüber, dass die DWG allen Hochwasseropfern zunächst eine Befreiung von der Zahlung der Nettokaltmiete bis zum 31. Dezember 2002 eingeräumt habe. Ferner entfalle die Pflicht der Zahlung von Betriebskosten bis zum 31. August. Nach den Worten der Geschäftsführer bestehe selbstverständlich die Möglichkeit, ein unbefristetes Mietverhältnis bei der DWG abzuschließen. Erste Gespräche mit Interessenten hätte es bereits schon am Donnerstag gegeben. Das Unternehmen habe darüber hinaus auch Familien und Einzelpersonen geholfen, die ihre Möbel oder wertvolle Geräte unterstellen wollten. Für diese Zwecke habe die DWG weitere 68 Wohnungen zur Verfügung gestellt, betonten dieGeschäftsführer abschließend. Leserbriefe
Ein
Offener Brief an die Landesregierung zum Abzug der Bayern vom Hochwassereinsatz
in Dessau Sehr geehrter Herr Minister Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, sehr geehrter Herr Innenminister Klaus Jeziorski, ich bitte von Ihrer Seite aus um eine persönliche Stellungnahme, weshalb ich als Angehöriger einer der Bayerischen Freiwilligen Feuerwehren in Ihrem Bundesland vom 17. bis 20. August eingesetzt war, und von diesem Einsatz, trotz der sichtbaren notwendigen Hilfe in Dessau, unerwartet vom Einsatz abgezogen und nach Hause geschickt wurde. Dies ist für mich absolut nicht verständlich. Anscheinend weiß man bei Ihnen nicht, was es für einen Arbeitnehmer bedeutet, an solch einem Einsatz teilzunehmen und dies in kürzester Zeit auch im privaten Bereich zu organisieren, seine Gesundheit zu riskieren sowie auch die dort ansässige Bevölkerung mit Ihren Nöten alleine zu lassen. Auf gut Deutsch gesagt: "Ich fühle mich verarscht! und stelle mir die Frage, ob bei Ihnen die linke Hand weiß, was die rechte macht!". In meinen Augen ist dies einfach unglaublich! Richard Lehnert, Neu-Esting Dank
an die vielen Helfer zu den Anstrengungen im Hochwassereinsatz Als erstes möchte ich mich als direkt Betroffener aus Dessau-Waldersee auf diesem Wege bei den Helfern, egal ob sie von Bundeswehr, Technischem Hilfswerk, Bundesgrenzschutz, Johannitern oder Polizei waren, bedanken. Besonders beeindruckt haben mich auch die unzähligen freiwilligen Helfer, egal ob sie zu Fuß, mit Fahrrad, Pkw oder Lkw unterwegs waren. Alle Helfer und die Bewohner von Waldersee haben seit Mittwoch vergangener Woche gekämpft gegen diese Flut und zum Schluss dennoch die Schlacht verloren. Als Bewohner von Waldersee hatte ich erst spät die Möglichkeit, die MZ von Mittwoch an zu lesen. Diese Tagesberichte - zusammengefasst gesehen - spiegelten das Hoffen und Bangen der Bewohner und der Helfer. Auf der Kehrseite habe ich mit großer Verwunderung den Leitartikel von Ministerpräsident Wolfgang Böhmer gelesen. Ich stand zwischen diesen vielen Leuten und habe die Sonnen aufgehen sehen über dem Wasser, wir haben den Sonnenuntergang gesehen über den überfluteten Elbwiesen, die Menschen gesehen, wie sie im Licht von Scheinwerfern und dem Knattern der Notstromaggregate auf den Deichen standen und die Sandsäcke weitergereicht haben, die vielen Erwachsenen und auch Kinder an den Sandplätzen, die die Säcke gefüllt haben und alle haben gesagt, hoffentlich wird die letzte Flutwelle nicht so stark. Und was sagt "unser" Ministerpräsident dazu? Die Elbe muss schneller fließen, damit die acht Schiffe am Tag das ganze Jahr fahren können. Ich frage mich nur, wessen Ministerpräsident er ist. Meiner jedenfalls nicht. Wem nutzt dieser Ausbau? Den acht Schiffern bestimmt nicht. Aber bestimmt den Firmen, die den Elbausbau durchführen. Meiner Meinung nach hat die gesamte Regierung in dieser Krise das Vertrauen verspielt, das die Menschen in sie hatten. Im Nachhinein kann man sehr gut reden. Aber als Bewohner und Helfer an vorderster Front hatte und habe ich kein Vertrauen mehr in die Krisenstäbe. Die Fehlentscheidungen, das Informationsdefizit, die fehlende Kommunikation der Beteiligten und die zerrüttete Kompetenzverteilung wurden zum großen Teil nur durch das Engagement der Menschen wieder gut gemacht. Matthies,
per E-Mail Waldersee
bleibt zu Ehms
Appell an Bewohner Waldersee bleibt bis auf weiteres Sperrgebiet, d.h., der Ort ist für Zivilpersonen tabu. Gründe für die Entscheidung des Katstrophenschutzstabes: mögliche gesundheitliche Gefahren durch Ölverschmutzung, Behinderung von Einsatzkräften, etc. Ortsbürgermeister Lothar Ehm appellierte unterdessen an die Walderseer, das Sperrgebiet im eigenen Interesse zu beachten. Nur so könnten die Vorarbeiten zügig abgeschlossen werden. Es ist bitter für Waldersee, Ort noch Sperrgebiet Auch eine Woche, nachdem der Schwedenwall gebrochen war und sich Waldersee den einströmenden Wassermassen ergeben musste, halten Polizeibeamte die Einwohner von ihren Häusern fern. Der Vorort ist weitgehend abgesperrt. Wer zu Hause nach dem Rechten sehen will, muss sich an feste Zeiten halten. Warum das so ist, fragte MZ-Mitarbeiterin Sylke Hermann den Ortsbürgermeister Lothar Ehm. Herr Ehm, die Walderseer sind ungeduldig und fragen sich, warum sie nicht in ihre Häuser dürfen. Warum also? Ehm: Weil wir zuerst das Wasser und das Öl in den Griff bekommen müssen. Die Siedlung zum Beispiel steht noch vollkommen unter Wasser, und so gibt es viele Stellen in Waldersee. Es sind aber unzählige Helfer mit schwerem Gerät unaufhörlich im Einsatz. Diese Unterstützung ist einfach faszinierend. Wann glauben Sie, ist Waldersee kein Sperrgebiet mehr? Ehm: Ich hoffe, dass wir Mitte der Woche mit den Arbeiten fertig sind. Aber dafür gibt es auch keine Garantie. Haben Sie eine Vorstellung, was es kosten wird, die Schäden der Flut in Waldersee zu beseitigen? Ehm: Das kann ich überhaupt nicht einschätzen.
Ich weiß nur, dass es wesentlich billiger gewesen wäre, wenn man im Vorfeld in
unsere Deiche investiert hätte. Aber glücklicherweise kann niemand von den
Verantwortlichen sagen, nichts vom schlechten Zustand unserer Deiche gewusst zu
haben. Ich habe oft genug gemahnt, dass wir hier etwas tun müssen. Dass es uns
jetzt so schlimm erwischt hat, ist für Waldersee bitter. Papierberg hilft nicht
Die Ministerin hat sich ein Bild gemacht, hat zugehört, registriert, zugesagt, bestimmte Probleme und Anregungen weiter zu leiten. Manches, was sie nun mit eigenen Augen gesehen hat, ist ihr offensichtlich klarer geworden. Einblick und Einsicht allein reichen aber nicht. Die hatte schon im Februar der Geschäftsbereichsleiter des Landesbetriebes für Hochwasserschutz gehabt, als er erklärte: Eine Dingerechte Deichsanierung lasse keine Bäume zu. Doch dann kamen lediglich die Hinweise auf Umweltverträglichkeitsstudien und Planfeststellungsverfahren, die Monate in Anspruch nehmen. Wenn Waldersee echt geholfen werden soll, dann müssen Prioritäten gesetzt werden. Naturschutz hin und Weltkulturerbe her. Den Vorrang müssen die Menschen haben, die in dem vom Hochwasser gefährdeten Gebiet leben. Und diese Prioritäten sind konsequent durchzukämpfen. Von Ministerebene bis zum Sachbearbeiter. Denn Hochwasser lässt sich nicht durch Gesetzblätterstapel und bürokratisch bearbeitete Papierberge aufhalten. Es folgt den eigenen Gesetzmäßigkeiten. Eine davon dürfte mittlerweile jeder kennen: Es kommt immer wieder. "Gut,
dass ich hier war" Umweltministerin
informiert sich in Waldersee über Schäden und Probleme Rückwärts wieder raus. Diese Entscheidung muss Bereitschaftsführer Stefan Tönnies auch in der Wilhelm-Feuerherdt-Straße treffen. "Das Fahrzeug darf nur bis zu den Blinkern ins Wasser", erklärt der Feuerwehrmann der sachsen-anhaltischen Umweltministerin, die mit auf dem Laster steht, "sonst saufen wir ab." Petra Wernicke hat vollstes Verständnis dafür. Einen sie betroffen machenden Eindruck vom überfluteten Waldersee hat sie zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon, auch wenn die eigentlich vorgesehene Fahrtroute mit dem Fahrzeug der Dessauer Feuerwehr auf Grund der Wasserhöhen nicht eingehalten werden konnte. "Es sollte überlegt werden, ob in Hochwassergebieten, überhaupt noch Ölheizungen eingebaut werden dürfen." Lothar Ehm Ortsbürgermeister An den neuen hell leuchtenden Häuserfassaden zeigen braune und graue Striche, wie hoch das Wasser gestanden hat und wie es Stück für Stück langsam gesunken ist. Garageneinfahrten sind noch hoch überflutet, Hauseingänge, wenn sie eine Treppe davor haben, manchmal schon frei gegeben. Doch in den kleinen Gärten davor steht noch die graubraune stinkende Brühe. Manche Tore hat dieses Wasser ausgehoben und irgendwohin getragen. Die Eckpfeiler ragen aus dem Wasser, geben den Blick auf das Klingelschild frei. Hecken strecken nur in oberen Bereichen ihr Grün in den Sommertag, darunter liegt wie ein Betonsockel grauer Schleier auf den Blättern, während die untersten Bereiche noch im Wasser stehen, auf dessen Oberfläche Öl, Äste und jede Menge Dreck schwimmen. Vom Zustand der Deiche und dem Ausmaß der Öl-Verschmutzung wolle sie sich ein Bild machen, "weniger von der Einsatzstelle, das läuft hier", erklärt Wernicke, als sie am Sonnabend in Waldersee eintrifft. Auf der Rundfahrt und in den Gesprächen mit Ober- und Ortsbürgermeister sowie CDU-Landtagsabgeordneten bekommt sie dann etliche Sorgen mehr mit, die sie an die Landes- und Bundesregierung weiterleiten soll. Da werden die Straßenreparaturen und die Hilfsprogramme für Unternehmen und die privaten Haushalte sowie die zu verbessernde Ausstattung der Feuerwehren ebenso erwähnt wie Schlussfolgerungen, die direkt in den Bereich der Landwirtschafts- und Umweltministerin fallen. Das Naturschutzgesetz zum Beispiel sollte geändert werden, fordert Ortsbürgermeister Lothar Ehm. Es gehe nicht an, dass von März bis November die Deiche nicht gemäht werden dürften. Die seien völlig überwuchert, wer solle da Sickerstellen erkennen. Beim Zwischenstopp im Luisium weist er auf den Streit mit den Denkmal- und den Naturschützern hin, den die Walderseer schon seit Jahren führen. Die einen wollen mit Hinweis auf die Historie keine höheren Deiche zulassen, die anderen seien gegen das Fällen der Bäume, erklärt Ehm. Dann zeigt er, dass die Helfer jetzt die Deiche mit Sandsäcken erhöhen mussten, und schräg stehende Bäume gefällt wurden, damit diese nicht durch die weichen Deichen umstürzen und dabei mit ihren Wurzeln Löcher in die Erdwälle reißen. Mit welcher Kraft das Hochwasser Öltanks in den Kellern angehoben und dabei Leitungen zerrissen hat, ist bei einem anderen Halt gegenüber der Schule zu sehen. Meist seien es solche Plastiktanks, weiß der Bereichsleiter der Northeimer Umweltfeuerwehr inzwischen, die nicht auf dem Kellerboden verankert sind. Dass so viele Haushalte mit einer Ölheizung ausgestattet sind, hat selbst den Ortsbürgermeister überrascht. "Es sollte überlegt werden, ob in Hochwassergebieten, überhaupt noch Ölheizungen eingebaut werden dürfen", rät Ehm der Ministerin. In Waldersee würden die Stadtwerke die Umstellung auf Gas fördern, fügt er hinzu. Schließlich tragen vor allem die beiden Dessauer Landtagsabgordneten noch ein Problem an die Ministerin heran: Bei Katastrophen dieses Ausmaßes müsse es eine andere Organisationsstruktur geben, betonen Jens Kolze und Ralf Laaß. Die Ministerin registriert auch das, spricht von ersten Überlegungen dazu und sagt beim Abschied: "Gut, dass ich hier war und das gesehen habe." Geld vom Stadtkonto für Bürger
Waldersee erhält Hilfe Die Stadt Dessau hat bei der Sparkasse ein Spendenkonto mit dem Verwendungszweck "Spende Hochwasser Dessau" eingerichtet. Wohin die darauf eingezahlten Mittel fließen sollen, fragte MZ-Redakteurin Carla Hanus den Oberbürgermeister der Stadt, Hans-Georg Otto. Die Spendenbereitschaft in Dessau ist groß. Trotzdem scheuen sich einige, auf das Konto der Stadt einzuzahlen. Sie befürchten, dass die Gelder nicht den Betroffenen zugute kommen. Ist diese Zurückhaltung gerechtfertigt? Otto: Keinesfalls. Diese Spenden werden den Bürgern von Waldersee zugute kommen. Das ist ganz klar. Wir werden mit dem Ortschaftsrat beraten, wie und an wen die Mittel zu verteilen sind. Dafür müssen wir jedoch noch abwarten, bis in etwa das Ausmaß an Schäden bekannt ist. Sie sprechen von Privatpersonen. An Unternehmen ist demnach nicht gedacht? Otto: Erst einmal nicht. Es geht hier wirklich um die Bürger. Denen soll mit diesen Geldern so weit wie möglich die finanzielle Last genommen werden. Die Arbeitslast und die Entbehrungen können wir ihnen leider nicht nehmen, da können wir ihnen nur beistehen. Was die Unternehmen betrifft, da habe ich unsere Wirtschaftsförderer losgeschickt, dass diese beraten und über mögliche Förderprogramme informieren. Betroffene können sich natürlich auch in der Verwaltung melden. Wie steht es mit kommunalen Einrichtungen? Otto: Für die Schule und so weiter müssen wir die Mittel aus anderen Bereichen aufbringen. Dieses Konto ist wirklich für betroffene Bürger vorgesehen. Auch um möglichst eine gerechte Verteilung zu erreichen. Ich denke da auch an ältere Ehepaare, die in Waldersee ein Haus haben und die vielleicht ohne Hilfe dastehen. Deshalb brauchen wir auch die Zusammenarbeit mit dem Ortschaftsrat. Ich bitte jeden, den es nicht betroffen hat, sich zu überlegen, was er geben kann. Wenn das Hochwasser uns alles genommen hätte, würde der Schaden für jeden von uns auch nicht nur bei 500 Euro, also bei der Höhe der Soforthilfe, liegen. Der würde in die Tausende gehen für jede Familie. Gibt es eine Spendenquittung? Otto: Die wird ausgestellt. Spendenkonto der Stadt: Stadtsparkasse Dessau, Kontonummer 300 030 48, Bankleitzahl 800 535 72, Verwendungszweck: Spende Hochwasser Dessau. HELFER
AUS NORTHEIM Spezialisten in Sachen Umwelt Mit 30 Kameraden hat die Umweltfeuer, Feuerwehrbereitschaft 4, des Landkreises Northeim in Waldersee bei der Ölbekämpfung geholfen. Dazu gehören auch neun Taucher. Zudem waren mit ihr 130 Kameraden der konventionellen Feuerwehr mit Pumpen und anderer Technik aus dem niedersächsischen Kreis angereist. Die Ölschadensbekämpfung ist seit rund 50 Jahren ein fester Bestandteil dieser Wehr. Entsprechend ist sie auch mit allen erforderlichen Geräten ausgerüstet, auch mit einem Schlauchboot zum Ausbringen von Ölsperren. Die Northeimer Umweltfeuerwehr besteht generell aus drei Zügen, der Wasserrettung, Chemie-und Strahlenschutz und dem ABC-Zug. Insgesamt versehen darin rund 100 Kameraden ihren ehrenamtlichen Dienst zusätzlich zu ihrer Tätigkeit in den eigenen Ortsfeuerwehren des Landkreises. Geführt wird die Umweltfeuerwehr durch ein junges Kommando. Gottesdienst
in Mildensee für Nachbarn
Kollekte
wird gesammelt Ein Dank- und Fürbittgottesdienst wird am 1. September um 10.30 Uhr in der Mildenseer Kirche stattfinden. "Wir wollen eine Kollekte einsammeln, die für die Freiwillige Feuerwehr in Waldersee bestimmt ist", informierte gestern Pfarrerin Eva-Maria Schneider. Weiter heißt es in der Pressemitteilung aus Mildensee: "Bis an die Grenze der totalen Erschöpfung haben sich die Kameradinnen und Kameraden eingesetzt, um Waldersee und zugleich die ganze Stadt Dessau zu schützen. Als das Wasser kam, waren alle im Einsatz. Sie hatten keine Chance, zu Hause etwas zu sichern und zu retten. Auch die Unterkunft der Freiwilligen Feuerwehr Waldersee ist zerstört. Und weiterhin sind alle Kameradinnen und Kameraden im Einsatz! Mit unserer Kollekte wollen wir helfen, wenigstens etwas zur Linderung der finanziellen Nöte beizutragen. Wir im Ortsteil Mildensee wollen einfach sagen: Mit großer Hochachtung denken wir an Euch in Waldersee - alle unsere guten Gedanken gehen zu Euch. Wo es uns möglich ist, da wollen wir helfen." Von
Jeßnitz nach Waldersee Öl-Wehr mit großem Pool Kameraden aus Bayern helfen Feuerwehr Wie ein riesiger Swimmingpool liegt das Becken auf der Kreuzung nahe des Walls in Waldersee. Bei den hochsommerlichen Temperaturen wäre eine Abkühlung auch wünschenswert. Doch Neugierigen, die sich recken, um über den Beckenrand zu schauen, schlägt Ölgestank entgegen. In dem Pool wabert schwarz eine dicke Schicht Heizöl. Seit rund zehn Tagen ist die bayrische Öl-Wehr in Waldersee im Einsatz. In dem großen Auffangbecken, das rund 50 Kubikmeter Flüssigkeit fassen kann, wird das Wasser-Öl-Gemisch gesammelt, das in den Straßen, Gärten und Häusern in Waldersee abgesaugt wird. 68 000 Liter seien es am Sonntag gewesen, erklärt Kreisbrandmeister Hans Glötzl. Gestern waren allein von 5 bis 16 Uhr weitere 110 700 Liter des stinkenden Gemischs dazu gekommen, wobei die 18 Kameraden aus Ingolstadt und Regenstauf bis zum Dunkelwerden weiter machen wollten. In dem großen Auffangbecken wirkt dann die Schwerkraft, das Öl bleibt oben und das Wasser kann im unteren Bereich wieder abgepumpt werden. Wenn die verbleibende Ölschicht eine Dicke zwischen 20 und 30 Zentimeter erreicht hat, wird auch dieses abgesaugt und abgefahren. "Solche Anlagen gibt´s nur in Bayern", sagt Glötzl überzeugt und gibt die Öl-Sondermüll-Ausbeute vom Sonntag mit rund 8 000 Litern an. Bis Mittwoch würden seine Kameraden noch in Waldersee eingesetzt, erzählt der 43-Jährige, der am Sonnabend seinen Geburtstag in der Dessauer Anhalt-Arena gefeiert hat. Bis dahin würden sie den Dessauer Feuerwehrleuten noch etliche Erfahrungen vermitteln, verspricht Glötzl. Immerhin war die Öl-Wehr zuvor in Jeßnitz, allerdings habe sie inzwischen das Personal getauscht. Wie viel Öl trotzdem später noch den Boden belasten wird, das kann Glötzl nicht sagen. Vielleicht fünf Prozent der ausgelaufenen Menge, vermutet er. Aber da wolle er sich überhaupt nicht festlegen, weil viele Faktoren mit reinspielen. "Man kann nicht überall gleichzeitig sein." Hans Glötzl Kreisbrandmeister Indes laufen die Bemühungen in den überfluteten Bereichen auf Hochtouren, so schnell wie möglich Grundstücke und das in Kellern ausgelaufene Öl aufzufangen. "Man kann nicht überall gleichzeitig sein", bedauert Glötzl, der sehr gut versteht, dass die Walderseer schnell wieder in ihre Häuser wollen und ihren Elan bewundert: "Mit Schaufel, Besen und Stiefeln kommen sie und legen los." Der verständliche Wunsch, noch zu retten, was zu retten geht, ist in Waldersee aber auch zu einem großen Problem geworden. Den ganzen Tag über mussten auch gestern wieder Walderseer abgewiesen werden, die in ihre Häuser wollen. "Die Feuerwehrleute haben sich schon beschwert, dass sie nicht in Ruhe arbeiten können", erzählte Ortsteilbürgermeister Lothar Ehm. Es seien ja schon die Fahrzeuge sozusagen im Kreisverkehr unterwegs, die den Notdeich abtransportieren müssen, nannte er nur eine zusätzliche Belastung. Geradezu beschwörend fügte er hinzu: "Je mehr Leute wir hier drin haben, um so länger dauert es, bis wir mit Öl und Wasser fertig werden." Immer wieder verwies er auf die "Besuchszeit" von 17 Uhr bis etwa zum Dunkelwerden. "Wir sind schonziemlich weit", schätzte Ehm ein. Aber eine Prognose für die generelle Rückkehr wagte er gestern nicht. Allerdings soll ab heute der Sperrmüll abgefahren werden. Kostenlos. Fahrzeuge, Bagger und Personal seien geordert, erklärte Ehm. Jedoch bitte er alle, den Sperrmüll im Bereich der Grundstücke zu lagern, und zwar so, dass er für die Entsorger zugänglich ist. Sollte der Müll auf der Straße liegen, befürchte er eine noch größere Beeinträchtigung der Arbeit der Feuerwehr. DAS AUSMAß: 1 500 Betroffene Insgesamt sind im Stadtverband der Gartenfreunde Dessau e. V. 83 Kleingarten-Anlagen der Region organisiert. In 21 von diesen sind Schäden zu verzeichnen, knapp 1 500 Gärten gelten als betroffen. Sehr schwer beschädigt wurden etwa 850 Gärten. Besonders schlimm sind die Verwüstungen in den Anlagen "Am Luisium 1, 2, 48", in den Gartensparten "Waldersee", "Jonitz", "Stillinge", "Schillerpark" und "Eschenweg". Der Stadtverband versucht zunächst, die betroffenen Sparten aus eigenen Mitteln zu unterstützen, steht jedoch auch im ständigen Kontakt mit dem Landesverband und anderen Zusammenschlüssen, die Hilfe angeboten haben. Am kommenden Donnerstag werden sich ab 17 Uhr die Vereinsvorsitzenden der betroffenen Sparten im Gartenheim "Flora" treffen. Am 5. September ist dann eine Gesamtvorstandssitzung aller Kleingartenanlagen Dessaus geplant. MZ-Gespräch
mit Stadtwehrleiter Olaf Braun Öl-Sammel-Idee zwischen Improvisation und Patent Feuerwehrleute bleiben auch nach Trockenlegung der Straßen vor Ort Grün gekennzeichnet sind auf dem Walderseer Lageplan die Straßen zwischen der Goltewitzer, dem Wall, der Rehsener und der Dessauer Straße."Grün" bedeutet, dass Bürger weitestgehend trockenen Fußes ihre Häuser erreichen können. Über die Arbeiten, die trotzdem noch in dem ehemals überfluteten Gebiet laufen, sprach MZ-Redakteurin Carla Hanus mit dem Einsatzleiter von Abschnitt II, Stadtwehrleiter Olaf Braun.Bei Ihnen ist laut Lageplan alles im grünen Bereich. Heißt das Abzug der Helfer?Braun: Keineswegs. Es gibt immer wieder Hinweise auf neu ausgetretenes Öl in den Kellern. Dann müssen wir wieder ranfahren. Zudem ist in den Kellern noch Wasser, was wir aber gerade bei den alten Häusern nicht auf einmal abpumpen dürfen. Wegen der Standsicherheit. Das Grundwasser steht noch sehr hoch. Manch einer meint sogar, es steige noch. Dann hat mein Abschnitt noch den Abtransport der Sandsäcke aus der Kreisstraße übernommen und den Rückbau des roten Wasserstein-Walls in der Rehsener Straße. Es werden immer wieder Vorwürfe laut, dass die Arbeiten nicht zügig genug voran getrieben werden. Braun: Unsere Sicht ist da eine andere. Wir können nicht zehn Fahrzeuge in eine Straße reinschicken, um Öl oder Wasser abzupumpen. Dann behindern diese sich gegenseitig. Es gibt eben einfach auch logistische Grenzen. Jetzt zum Beispiel, der Abtransport der Sandsäcke zum Flugplatz. Die Fahrzeuge sind an die 45 Minuten unterwegs. Deshalb muss Waldersee vorerst auch Sperrgebiet bleiben. Hier sind schon genug Fahrzeuge unterwegs. Wie viele Kräfte haben Sie in ihrem Abschnitt? Und wie sind dieseausgestattet? Braun: Fast 50 stehen mir hier noch zur Verfügung, von den Feuerwehren Kasseler Land, der Freiwilligen Dessau-Süd, von der Werksfeuerwehr Leuna, vom THW und von der Bundeswehr sind diese. Anfangs waren es deutlich mehr. Wir haben zwei Großfahrzeuge vom THW und eines von der Bundeswehr. Kipper könnten wir jetzt noch gebrauchen. Aber es gab auch schon Engpässe bei Gummihandschuhen oder Wathosen. Die konnten nicht schnell genug nachgeliefert werden. Also mussten Sie doch viel improvisieren? Braun: Improvisieren in dem Sinne, dass wir manchmal eben nicht die optimale Variante fahren können. Wir müssen sehen, was wir vor Ort haben und Kräfte und Mittel dann koordinieren. Ein Beispiel nur, dass auch bei den Ludwigshafenern auf Interesse stieß und nun in der Feuerwehrzeitung beschrieben wird: Beim Öl-Absaugen kamen wir mit den Ölsanimaten (Öl-Wasser-Trenner) nicht in die überfluteten Straßen rein. Wir wollten aber auch nicht das Öl zusammen- und durch die Straßen schieben, um die Häuser nicht noch mehr zu belasten. Unsere Lösung ist ein Aufbau auf einem watfähigen Fahrzeug. Der besteht aus dem Ölsanimaten, einem Notstromaggregat und einem 2 000-Liter-Sammelbehälter. Damit konnten wir bis zu 1,20 Meter Wassertiefe überall hin. Wie schon gesagt, die Idee kam auch bei den Ludwigshafenern gut an. Wir sollten sie uns patentieren lassen. Müde helle Köpfe Die Nerven liegen blank in Waldersee. Der Kampf gegen die Katastrophe, gegen die Folgen dieses Jahrhunderthochwassers in Hochsommerhitze fordert seinen Tribut, laugt aus, zehrt an den Nerven der Bürger und der Ortschaftsräte ebenso wie an den Nerven der Helfer aus ganz Deutschland. Verständlich, dass Frust rasch aufkommt. Trotzdem bleibt die Bitte um Verständnis. Auch dafür, dass ein Feuerwehrmann neben der Pumpe einschläft. Nicht Faulheit hat ihn übermannt, sondern Erschöpfung. Dass die Kameraden nämlich eigentlich ganz aufgeweckt sind, haben sie nicht nur beim Öl-Absauger gezeigt. Einwohnerversammlung
Zu
Fuß nach Waldersee Verhaltensregeln ans Herz gelegt Die Walderseer können seit gestern Nachmittag ihren Wohnort zu Fuß oder mit dem Rad erreichen. Mit dieser Nachricht eröffnete Ortsbürgermeister Lothar Ehm die wenige Stunden zuvor in der Johanniskirche anberaumte Bürgerversammlung und appellierte nochmals an die Vernunft aller Walderseer: Rund 500 Hilfskräfte sind in diesem Dessauer Stadtteil teilweise mit schwerer "Helfen Sie, dass es weiterhin keine Unfälle gibt." Lothar Ehm an die Walderseer. Technik im Einsatz, um im Ort die ersten schweren Schäden zu beseitigen Würden die Walderseer nun zusätzlich ihre Fahrzeuge benutzen, um nach Hause zu gelangen, erhöhe sich die Unfallgefahr enorm. Bisher, so Ehm, habe es nur ein paar Kratzer gegeben. "Helfen Sie, dass es weiterhin keine Unfälle gibt", bat er für mindestens noch zwei Tage um äußerste Disziplin. Während der Versammlung wurde den vom Hochwasser Betroffenen eine Reihe Verhaltensregeln ans Herz gelegt. Dabei geht es in erster Linie um Hygiene und um Informationen, wie sich jeder einzelne Walderseer in dieser Situation verhalten soll. Hygiene ist oberstes Gebot, hatten während der Versammlung Dessaus Amtsarzt Wolfgang Berger und der Amtstierarzt, Thomas Möller, nochmals erinnert. Neben Hinweisen zur Händedesinfektion erklärte Möller, dass inzwischen im Ort Container aufgestellt sind, in denen Tierkörper, aber auch tierische Produkte aus den vermutlich längst aufgetauten Tiefkühltruhen der Haushalte zu entsorgen sind. Sorgen wolle man dafür, das jeder Haushalt. Desinfektionsmittel erhalte. Zudem sind für die Bewohner in einem Betrieb gegenüber der Jonitzer Mühle Gummistiefel bereit gestellt und Handschuhe vorrätig. Eine weitere Neuerung gibt es seit gestern in Waldersee: Am Ortsausgang ist eine Desinfektionsstelle eingerichtet worden. Jeder, der den Ort verlässt, ist aufgefordert, dort seine Hände zu desinfizieren. Ab heute sollen die vom Arbeitsamt bereitgestellten 150 Helfer in Waldersee eingesetzt werden. Noch gestern haben sie geholfen, die Deiche zurück zu bauen. Oberbürgermeister Hans-Georg Otto appellierte in diesem Zusammenhang an die Walderseer Bürger. "Schauen Sie auf ihre Nachbarn, wenn es ältere und hilfsbedürftige Leute sind, geben Sie der Einsatzstelle einen Hinweis." MZ-Service
für Waldersee: Bürger informieren Bürger Mitteilungs-Angebot für Hochwasserbetroffene Walderseer Bürger, Unternehmen und Einrichtungen, die Informationen an andere Bürger weiter geben möchten, können dies in Kurzform kostenlos in der MZ im Anhalt-Kurier tun. Das können zum Beispiel veränderte Öffnungszeiten, Adressen ausgelagerter Geschäftsbereiche oder Angebote von Dienstleistungen sein, die möglicherweise außerhalb des Ortsteils aufrecht erhalten werden. Waldersee nach dem Hochwasser Initiative hilft Kindergarten Rastatter
Bürger sammelten bei Aktionstag Das vergangene Wochenende wird Karin Böttcher so schnell nicht vergessen. In Rastatt (bei Stuttgart) hielt sie am Sonnabend auf dem Marktplatz eine Rede und berichtete den hunderten Zuhörern von der Hochwasserkatastrophe in ihrer Heimatstadt. Das dort ansässige Mercedes-Benz-Kundencenter, speziell dessen Initiative "Sterntaler", hatte zu einer Hilfsaktion aufgerufen, um den Dessauern, und insbesondere der Kindertagesstätte in Waldersee, zu helfen. Der Aufruf fand ein riesiges Echo. Einzelhändler, Gastronomen, Vereine, Künstler, Sportler und Bürger sind auf den Marktplatz gekommen, um für Dessau Geld zu spenden oder mittels unterschiedlicher Aktivitäten diese Hilfsaktion zu unterstützen. "Diese Welle der Hilfsbereitschaft, so viele Kilometer von zu Hause weg, war sehr ergreifend", schämt sich die Leiterin des Walderseer Kindergartens ihrer Tränen nicht. Im Nu seien die Lose verkauft gewesen, deren Erlös für Waldersee zur Verfügung gestellt werden soll. Die alte Villa im Herzen des Vorortes, die Domizil der Kindereinrichtung ist, hat es arg erwischt. Vor zwei Jahren erst war alles renoviert worden, Türen erneuert, Sanitäranlagen modernisiert und der Turnraum eingerichtet worden. "Das Hoftor hat nur noch 30 Zentimeter aus dem Wasser geguckt", deutet Karin Böttcher das Ausmaß der Schäden an. Völlig hinüber sei auch die Freifläche nebst der Spielgeräte. Doch nicht nur die Rastatter meldeten sich im Rathaus, um ihre Hilfe anzubieten. "Die Hilfsbereitschaft ist riesig", weiß auch Petra Frenzel, Fachabteilungsleiterin im Jugendamt. Elternkuratorien aus Kindergärten umliegender Gemeinden hätten sich gemeldet und ihre Hilfe beim Aufräumen und Entschlammen angeboten. Einrichtungen aus Berlin boten eine Möbelspende an. Dessauer fragen an, was gebraucht wird oder wollen Geld spenden. "Wir freuen uns über jeden, der uns helfen will", so Petra Frenzel. "Momentan können wir aber noch nichts tun, müssen ja auch erst die Schadensbegutachtung abwarten. Deshalb schreiben wir jeden Namen auf und melden uns, sowie wir loslegen können." So schnell wie es irgend geht, sollen die Walderseer Kinder wieder ihren eigenen Kindergarten besuchen können. VOR
DER FLUT Ministerium kennt Schwachstellen Seit acht Jahren kämpft Waldersees Ortschaftsrat für die Sanierung der Deiche. Hier einige Auszüge aus einem Schreiben dazu: Ministerium für Raumordnung Landwirtschaft und Umwelt, 30. Oktober 2001: Es ist bekannt, dass die Hochwasserschutzanlagen im Bereich Dessau - Waldersee Schwachstellen aufweisen. Das Land ist deshalb bemüht, jederzeit akuten Gefährdungen zu begegnen. ... Bei der Einstufung der Sanierung der Deiche sind die zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen zu beachten, um Entscheidungen treffen zu können, welche Deichbauvorhaben im Land in welchem Zeitraum zu realisieren sind. ... Unter günstigen Bedingungen wäre die Realisierung der Baumaßnahme (Deichausbau Waldersee-Großnaundorfer Wall, Schwedenwall) frühestens Ende 2004/ Anfang 2005 möglich. Walderseer
mahnen seit Jahren "Das
kommt alles zu uns!" An den Sonntagabend vor knapp drei Wochen erinnert sich Gunnar Engelmann noch gut: Im Fernsehen liefen Bilder vom Hochwasser in Tschechien. Im Anschluss daran die Meldung, dass auch im Südosten Deutschlands heftige und sehr ergiebige Niederschläge erwartet werden. Der Walderseer suchte Landkarten raus und stellte fest: "Das kommt doch alles zu uns." Doch zunächst wurde lediglich Hochwasserwarnstufe zwei ausgerufen. "Da sind wir losgelaufen", sagt Engelmann und spricht von den rund 25 ehrenamtlichenDeichwachkräften, die ihre Abschnitte regelmäßig, später dann sogar alle zwei Stunden, in Augenschein nahmen. Dabei seien Deichkontrollen bei Stufe zwei eigentlich nicht üblich. "Doch wir wussten ja, dass unsere Deiche äußerst gefährdet sind." "Wenn man Vater Franz gesagt hätte, die Wälle müssen erhöht werden, dann wäre gebaut worden." Gunnar Engelmann Ehrenamtliche Deichwache. Womit Engelmann auf den Jahre langen Kampf der Walderseer verweist. Immer wieder haben Ortsbürgermeister und Ortschaftsrat das zuständige Ministerium und das damalige Staatliche Amt für Umweltschutz auf die maroden Deiche hingewiesen. Ergänzt um die Information, dass Waldersee alle 20 bis 30 Jahre von einem großen Hochwasser betroffen war. "Man hat uns ausgelacht", ärgert sich Engelmann. Aus seiner Sicht sind die Walderseer und Bürger, die sich für ihre Belange eingesetzt haben, von den Behörden im guten Glauben gelassen worden, dass alles nicht so schlimm sei. Dabei gab es jeweils im Frühjahr und im Herbst die Deichschauen, bei denen auch Vertreter der zuständigen Behörden mitliefen. Schwachstellen wurden von den Walderseer Deichgängern und der Freiwilligen Feuerwehr benannt. Als Alibi bezeichnet Engelmann diese Schauen, nach denen sich nur minimalst etwas tat. Die Walderseer Deicheinschätzung sieht nämlich so aus: Wörlitzer Brücke bis Schleuse: hoffentlich hält er, muss im Auge behalten werden; Wall/Schleuse bis Luisium: ist neu gemacht, gibt ein beruhigendes Gefühl; Luisium-Wall bis Birnbaumweg: sehr stark gefährdet; Birnbaumweg bis Schwedenhaus bis Bundesstraße: äußerst kritischer Bereich. Was Engelmann, der sich seit seiner Wahl in den Ortschaftsrat intensiv mit den Deichen befasst, besonders wurmt, ist die für den gesamten Ortsteil traurige Wahrheit, dass der Wall genau an der vorher bekannten Problemstelle gebrochen ist. Die erste Hochwasserwelle, die der Mulde, hatte Waldersee relativ gut überstanden. "Die der Elbe hat uns das Genick gebrochen". Und dass sich außerdem die Warnung der Feuerwehr bestätigt hat, die seit langem darauf hinweist, dass sie Zufahrten zu den Deichen benötigt. Im Ernstfall müssten die Säcke über Kilometer weit geschleppt werden, hatte es geheißen. Es war so. "Für ein Jahrhunderthochwasser kann keiner was, aber das Fundament muss gut sein", kritisiert Engelmann die seiner Meinung nach viel zu lange verzögerten Arbeiten. "Wenn die Deiche in Ordnung sind, dann können sie mit Säcken aufgestockt und verstärkt werden." Statt zu einer Baustelle wurden die rund zehn Kilometer Deich, die den Ortsteil zu drei Viertel umschließen, aber zum Streitpunkt von Naturschützern, Verantwortlichen für Hochwasserschutzanlagen und Denkmalschützern. "Wenn man Vater Franz gesagt hätte, die Wälle müssen erhöht werden, dann wäre gebaut worden", ist sich Engelmann sicher. "Der hatpraktisch und an die Menschen gedacht." Ortschaftsrat
verärgert Verwaltung soll vor Ort arbeiten Büro
wird derzeit in Waldersee eingerichtet "Wir müssen nicht melden, dass die Straßen kaputt sind, das müssen die Verantwortlichen vom Tiefbauamt doch selber merken", ärgert sich Lothar Ehm und schlägt auf den Tisch. Der Walderseer Ortsbürgermeister will seine Wut nicht mehr unterdrücken, nur zügeln. Was ihm in der Ortschaftsratssitzung gestern tatsächlich erstaunlich gut gelingt. Lediglich seine Stimme klingt immer dann drei Töne schärfer, wenn er die Forderungen der Walderseer an die Stadtverwaltung formuliert. "Aber wir haben hier noch 100 000 Probleme." Lothar Ehm Ortsbürgermeister Diese lassen sich auf einen Punkt bringen: Jeder Mitarbeiter im Dessauer Rathaus muss sich seiner Verantwortung für Waldersee bewusst werden. Deshalb könne es nicht sein, dass er in bestimmten Bereichen um 15.30 Uhr keinen Zuständigen mehr ans Telefon bekomme, betont Ehm. In normalen Zeiten störe ihn das nicht. "Aber wir haben hier noch 100 000 schwerwiegende Probleme." Der Bürgermeister und der Oberbürgermeister wüssten das, räumt er ein, was die Ortschaftsräte bestätigen. Aber sie stimmen Ehm zu, als dieser provokativ fragt: "Sollen wir die anderen alle in einen Bus setzen und hier durchfahren lassen, dass sie die Probleme hier in ihrer ganzen Breite begreifen?" Dem Frust voraus gegangen waren Tage, in denen die Ortschaftsräte wegen großer Sorgen wie wegen vieler Kleinigkeiten immer wieder mehrere Telefonate führen mussten: Da erklärte der Amtsarzt, dass er nicht für die Verteilung der Desinfektionsmittel zuständig sei. Da wurden Behälter für Sondermüll nicht zum vereinbarten Zeitpunkt und in zu geringer Zahl gebracht. Da wurde die Straßenreinigung nicht in die Wege geleitet. Die Walderseer können weitere Beispiele aufzählen. Und sie haben eins gemerkt: Im Ehrenamt ist das alles nicht zu schaffen. Deshalb fordern sie jetzt ganz klar die Arbeit der Hauptamtlichen im Rathaus ein. Die Kämmerei habe sich um die Annahme der Spenden und deren Verteilung zu kümmern und das Baudezernat endlich um Bauschäden, nennt Ehm nur einige der zahlreichen Erwartungen. Dass einiges in dieser Beziehung besser läuft, erhoffen sich die Ortschaftsräte von der Einrichtung eines Bürgerbüros in Waldersee, in dem die Rathausmitarbeiter Ansprechpartner sein sollen. Die Arbeiten dafür laufen. 15 000 Euro aus Rastatt Hilfe für
Kindergarten Die Aktion "Sterntaler" im badischen Rastatt am vergangenen Wochenende zugunsten der Walderseer Kindertagesstätte hat einen Erlös von 11 370 Euro erbracht. Zweitausend Lose stark war eine Tombola, deren Preise quasi über Nacht bei Rastatter Einzelhändlern organisiert worden waren. Besondere "Leckerbissen" wurden amerikanisch versteigert. Innerhalb von zwei Stunden waren alle Lose verkauft. Alle Mitwirkenden des bunten Programms haben zugunsten der Hilfe für Waldersee auf ihr Honorar verzichtet. Das am Ort ansässige Mercedes-Benz Kundencenter des Daimler Chrysler Werks rundet die Spendensumme auf 15 000 Euro auf. Die Leiterin des Walderseer Kindergartens, Karin Böttcher, war nach Rastatt gefahren, um den Bürgern dort von den Ereignissen in ihrer Heimatstadt und speziell im Vorort Waldersee zu berichten. Vorbereitungsarbeiten,
Neuer Anlaufpunkt wird eingerichtet
Stützpunkt soll von 7 bis 21 Uhr geöffnet sein Die Räume in der Wilhelm-Feuerherdt-Straße 11 werden gestern Mittag gerade gewischt, da sind die Umherstehenden bereits mit der ersten Frage konfrontiert: "Sind Sie so eine Art Krisenstab? -Ich bin auf der Suche nach Desinfektionsmitteln für meine Wohnung." Der Walderseerin kann geholfen werden, wenngleich vorerst nur mit einem Ratschlag, wo sie sich hinwenden müsse. "Wir müssen zuerst jenen Walderseern unter die Arme greifen, die völlig ohne Hilfe stehen." Hermann Tlusteck über Verteilung der Kräfte So falsch lag die Frau mit ihrer Vermutung eines Krisenstabes an jenem Ort unweit der Schule jedoch nicht. Schritt für Schritt wurden gestern die Räume mitten im Einkaufszentrum hergerichtet, damit das "Poseidon" als Anlaufpunkt für den Ort entlastet werden kann. Geht es nach den Vorstellungen des Walderseer Ortschaftsrates, so sollen bereits ab heute früh 7 Uhr einige wenige Hilfskräfte des Arbeitsamtes dort in zwei Schichten ihren Dienst tun, Anrufe der Bürger entgegen nehmen und Hinweise an den Krisenstab weitergeben können. Die in der vergangenen Woche vom Arbeitsamt zugesagten Hilfskräfte sind inzwischen - wenn auch noch nicht vollzählig - in Waldersee eingetroffen und hatten gestern bereits in den ersten Haushalten mit zugegriffen. Ihr Träger ist die Dessauer Arbeitsförder-, Beratungs- und Servicegesellschaft (dabs), die auch in Absprache mit dem Ortschaftsrat eben jenen neuenAnlaufpunkt einrichtet. "Anfragen nach Hilfe", weiß Orts-Verantwortlicher Hermann Tlusteck, "gibt es aus dem Ort bereits viele." Manche wollten zwei Hilfskräfte gleich für eine Woche buchen. "Derzeit illusorisch", bittet er um Verständnis. "Wir müssen zuerst jenen Walderseern unter die Arme greifen, die völlig ohne Hilfe stehen", sagt der pensionierte Arzt, auf viele Schicksale nach der Hochwasserkatastrophe aufmerksam machend. Die Stromanschlüsse für den neuen Anlaufpunkt waren gestern Nachmittag bereits überprüft. Ein Handy als Kontakttelefon zur Außenwelt ist angeschafft. Es muss nur noch geladen werden, versichert Peter Lindner, Geschäftsführer der dabs. Derzeit wird der Ort von 62 Hilfskräften unter Regie der dabs unterstützt. 30 weitere sind zunächst bei der Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung im Schloss Großkühnau sowie im Wörlitzer Park eingesetzt worden . Mit Wochenbeginn soll die Mannschaft komplett sein. Lindner geht dann von 118 Helfern für den überfluteten Dessauer Stadtteil aus. Der Anlaufpunkt in der Wilhelm-Feuerherdt-Straße 11 soll folgendermaßen geöffnet sein: montags bis sonnabends von 7 bis 21 Uhr, am Sonntag von 8 bis 19 Uhr. Telefon-Kontakt über 01 51/ 12 74 37 96. Hilfe
für geschädigte Unternehmen Endgültiges
Ende verhindern Sofortprogramm hilft schnell Individuelle
Zukunftslösung am Runden Tisch der IHK "Wir setzen alles daran, dass die Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit fortführen können", beschreibt Manfred Piotrowsky, Geschäftsführer der IHK-Geschäftsstelle Dessau, die Arbeit seiner Kollegen in diesen Tagen nach der Hochwasserkatastrophe. Zur Unterstützung der betroffenen kleinen und mittelständischen Unternehmen wurden von Bund und Ländern zwei Hilfspakete geschnürt. In einem Sofortprogramm wird den Unternehmen für den Verlust von Wirtschaftsgütern ein erster, nicht rückzahlbarer Zuschuss, in Höhe von 50 Prozent der eingetretenen Schäden, maximal 15 000 Euro, gezahlt. "Dies ist gedacht für Gebäudeschäden, für den Ersatz von Geschäfts- und Büroausstattungen, Maschinen, Anlagen, Werkzeuge oder Waren", erläutert Piotrowsky. "Für Umsatz- oder Auftragsverlust gibt es das Geld nicht." Die Zuschüsse erhalten Unternehmen aller Branchen (bis 250 Beschäftigte) sowie Freiberufler, die unmittelbar vom Hochwasser betroffen sind. "Das heißt, sie müssen nasse Füße haben." "Wir nehmen die Unternehmer an die Hand." Manfred Piotrowsky IHK-Geschäftsführer. Die Auszahlung soll ab 1. September über das Landesförderinstitut erfolgen. "Eine schnelle Bearbeitung ist uns zugesagt, so dass ich hoffe, dass es wirklich nur Tage dauert." Die Anträge werden von einer Schadenskommission, bestehend aus Vertretern des Regierungspräsidiums, der Handwerkskammer und der IHK überprüft. Dem Antrag sollte eine Dokumentation der Schäden beigefügt sein. "Wir möchten aber nicht nur die Formulare ausgeben, sondern den Unternehmen praktisch helfen in dieser schwierigen Situation." So bringen die Mitarbeiter der IHK-Geschäftsstelle die Anträge zum Teil selbst in die Unternehmen, helfen bei der Schadenserfassung und dem Ausfüllen des Formulars. "Viele sind vollkommen geschockt, wissen gar nicht, was sie denn zuerst tun sollen, wo es welche Hilfe gibt. Da sind wir da und nehmen die Unternehmer an die Hand." Allein in Dessau-Waldersee gibt es 120 IHK-Unternehmen, hinzu kommen Freiberufler und Handwerker. "Nahezu alle sind betroffen", weiß Piotrowsky, "und viele davon im dramatischen Ausmaß." Einen Überblick über die Gesamtschäden in den Unternehmen habe die Kammer aber noch nicht. Für das zweite Hilfspaket, bei dem es um die Weiterführung der Geschäftstätigkeit geht, wird die praktische Umsetzung vorbereitet. Vorgesehen sei, dass die Industrie-und Handelskammer ihr Instrument der Runden Tische nutzt und für jedes Unternehmen gemeinsam mit der Förder- oder Hausbank eine individuelle Lösung strickt, informiert Manfred Piotrowsky über den Stand. Jedem Unternehmen soll außerdem professionelle Unterstützung durch einen Berater der Deutschen Ausgleichsbank gegeben werden. Angesiedelt soll dieses "Sonderprojekt Hochwasser" in der Geschäftsstelle Dessau sein, um auf kurzen Wegen schnell handeln zu können. Waldersee
Großer Andrang im neuen Büro Anlaufpunkt
für Hochwasser-Opfer öffnet Kugelschreiber! Wer hat einen Kugelschreiber? In der Walderseer Feuerherdt-Straße 11 geht die Suche los. Manchmal fehlt es an den einfachen Dingen. Vor wenigen Stunden erst hat das Bürgerbüro im Dessauer Vorort seine Arbeit aufgenommen, schon jetzt ist das Gedränge, das Wirrwarr, das Durcheinander enorm. Das Telefon klingelt fast ununterbrochen. Ständig kommen Walderseer Bürger vorbei, fragen, bitten, schimpfen zuweilen. "Der Andrang ist irre", sagt Christel Krüger von der Stadtverwaltung. "Das wird wohl noch drei, vier Wochen so bleiben." Die Flut ist gegangen, zurück blieb ein Chaos, das sich nur mühsam beherrschen lässt, zurück blieben ungezählte Probleme. Diese sollen vor Ort gelöst werden, gemeinsam mit dem Krisenstab, der ebenfalls in die Feuerherdt-Straße ziehen soll: Montags bis samstags von 7 bis 21 Uhr, sonntags von 8 bis 19 Uhr sind ab sofort Helfer vor Ort, von der dabs,deren Mitarbeiter den Einsatz von ABM-Kräften koordinieren, von der Stadtverwaltung, deren Kräfte die vielen kleinen und großen Schwierigkeiten meistern sollen: den Abtransport des Sperrmülls, die Trockenlegung der Mauerwerke, die Ermittlung der Schäden. Es geht darum, wann Waldersee wieder Strom bekommt, wann die Telefone funktionieren, wann Warengutscheine ausgeteilt werden, wo Wurst, Brot und Getränke verkauft werden können. Nicht auf alle Fragen gibt es Antworten. "Es gibt hunderte Probleme", sagt Sozialdezernent Wolfgang Focke, der sich allmählich der wohl schwierigsten Aufgabe widmet: der Verteilung der vielen, vielen Spenden. "Wir versuchen Kriterien aufzustellen, um diese möglichst gerecht zu verteilen." Bedarf
an Hilfsgütern aufgelistet Angebote
per Telefon Was noch an Hilfsgütern für die Flutopfer benötigt wird, das hat die Stadt Dessau mit den Hilfsorganisationen abgestimmt. Für die Erstausstattungen von Übergangswohnungen fehlen noch Kleiderschränke, Liegen, Spülen, Waschmaschinen und funktionstüchtige Kühlschränke. Ansprechpartner hierfür ist die ASG, Telefon 03 40/2 53 80. Für die spätere Ausstattung der hochwassergeschädigten Wohnungen werden Möbel, Waschmaschinen, Herde, Kühlschränke, Tiefkühlschränke, Küchenkleingeräte, Handwerkzeug, Schaufeln, Besen, Schneeschieber und Mückenspray benötigt. Angebote dieser Art nimmt die Spendenhilfe Waldersee über Telefon 03 40/2 60 79 17 bzw. Fax 03 40/2 60 79 46 entgegen. Von unangemeldeten Anlieferungen bittet die Stadtverwaltung künftig Abstand zu nehmen. Landesbetrieb
Hochwasserschutz Derzeit
werden Schäden erfasst Erstziel: Stabile Deiche bei Winterhochwasser "Die Deiche werden richtig zugemacht, so dass ein normales Winterhochwasser keine Gefahr für Waldersee darstellen wird", erklärt Hans-Werner Uhlmann. Der Geschäftsbereichsleiter des Landesbetriebes für Hochwasserschutz reagiert mit dieser Aussage auf die Befürchtungen vieler Walderseer, dass ihre Grundstücke jetzt öfter und vor allem schon bei den regelmäßigen Hochwassern überflutet würden. Bis Ende nächster Woche wolle der Landesbetrieb die Schäden an den Deichen von Mulde und Elbe erfasst haben, erzählt Uhlmann, Dazu werde natürlich auch der Schwedenwall gehören. Schon jetzt sei klar, dass bisherige Planungen auf Grund der neuen Erkenntnisse aus dieser Katastrophe mit den unwahrscheinlichen Wassermengen nochmals geprüft werden müssen. Der Geschäftsbereichsleiter des Landesbetriebes erhofft sich in der Folge gerade für Waldersee und das Gartenreich eine schnellere Einigung mit den Naturschützern und Denkmalpflegern. Die bestehende Trasse von "Vater Franz" ist aus Sicht Uhlmanns "eine unwahrscheinlich seriöse Arbeit". Allerdings sei an Deichhöhe und Kronenbreite zu arbeiten. Außerdem sei Hochwasserschutz mehr als nur Deichbau, fügte Uhlmann hinzu. Es gehörten dazu auch die Deich-Bermen, die Zufahrten beziehungsweise Verteidigungswege. Diese müssten zum einen, wie in Waldersee, überhaupt erst einmal angelegt werden, zum anderen müssten sie grundsätzlich so hoch sein, dass sie auch bei Hochwasser befahrbar bleiben. Das
Hochwasser und die Folgen "Da ist ein Stück Leben zerbrochen" Dank-
und Fürbitt-Gottesdienst in Mildensee Kollekte für Waldersee erbringt 3 250 Euro Dessau/MZ. Eva-Maria Schneider weiß um das Durcheinander der Gefühle. Da sind Freude und Dankbarkeit. Da sind aber auch Trauer und Kummer. Schneider, Pfarrerin von Mildensee, Waldersee, Sollnitz und Kleutsch, fällt der Umgang damit schwer. Mildensee gerettet, Waldersee gefallen, da prallen Extreme aufeinander. "Es tut weh, den Walderseern in ihrer Verzweiflung zu begegnen", gesteht die Pfarrerin. Im Ort seien nicht nur Häuser undGrundstücke zerstört, "da ist ein Stück Leben zerbrochen, weggespült von der Flut". "Wir waren ausgeliefert der Gewalt des Wassers, ohnmächtig, voller Angst", erinnert Schneider an die Tage im August. Bis zur Mildenseer Kirche stand das Wasser, zum Dank- und Fürbitt-Gottesdienst am Sonntag ist das nicht vergessen. "Wir haben lange gedacht, schlimmer als 1954 kann es nicht kommen." Es kam schlimmer. "Wir haben gedacht, schlimmer als 1954 kann es nicht kommen." Eva-Maria Schneider Pfarrerin "Uns war die Rolle zugewiesen worden, der zu sein, der am Boden liegt, um den man sich nicht mehr kümmern braucht, weil es keinen Sinn hat", erklärt Schneider die Mildenseer Verbitterung. "Uns hat diese Rolle nicht gefallen. Wir haben etwas getan." Mildensee hat sich ein Wunder erarbeitet und schaut manchmal etwas ungläubig darauf. "Es entstand ein Gefühl der Gemeinschaft, der Solidarität, des Füreinanderdaseins", weiß Schneider. "Wir dürfen uns freuen, dass Mildensee bewahrt worden ist." Und doch gibt es Wunden. "Es wird Zeit brauchen, das Geschehene zu verarbeiten", gibt Schneider zu. Die Pfarrerin ist auch persönlich betroffen. 1,60 Meter stand das Wasser in der Walderseer Kirche und hat vieles kaputt gemacht. "Die Kirche kriegen wir wieder hin", versichert Schneider aber voller Trotz. Ihren Walderseern hat sie gesagt: "Ich kümmere mich um die Kirche. Kümmern Sie sich um sich selbst." Da ist genug zu tun. Gespenstisch sieht Waldersee noch immer aus: Die Straßen vollgestellt mit Sperrmüll, die Häuser grau und leer, liegt ein modriger Geruch in der Luft, der manchmal den Atem nimmt. Waldersee ist dabei, Ordnung in das Chaos zu bringen, zu verarbeiten, was kaum zu begreifen ist. Seit Freitag gibt es in der Walderseer Feuerherdt-Straße einen Anlaufpunkt für alle Probleme. "Wir versuchen jedem zu helfen", sagt Almuth Scharge - nicht immer ist das möglich. "Uns fehlen freiwillige Helfer, die wir losschicken können, die mal mit anpacken." Es geht nur langsam voran - vor allem der Abtransport des Sperrmülls dauert. "Es geschieht vieles unkoordiniert. Es fehlt eine straffe Leitung", kritisiert Waldersees Bürgermeister Lothar Ehm. "Die Müllabfuhr müsste auch nachts erfolgen. Da sind die Straßen frei." Das wurde bislang abgelehnt: Am Scherbelberg gebe es kein Licht. Ehm macht das wütend: "Ich glaube manchmal, die haben die Dimensionen hier noch gar nicht erkennt." Dass Hilfsangebote undifferenziert abgelehntwurden, sorgt beim ihm für zusätzlichen Ärger. Immerhin, es gibt erste, kleine Erfolgsmeldungen: Siebzig Prozent aller Walderseer Haushalt hatten am Sonntag wieder Strom. Die Pumpen laufen ununterbrochen, um Keller zu leeren. Nahezu abgeschlossen ist eine erste Aufnahme der Schadensmeldungen. "Allmählich kriegen wir einen Überblick", sagt Scharge. Einen Überblick, der helfen soll, die Spenden gerecht zu verteilen. Die werden immer mehr. Beim Gottesdienst in Mildensee wurde für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Waldersee gesammelt. "Die hatten keine Chance, bei sich zu Hause etwas zu retten", sagt Pfarrerin Schneider. 3 250 Euro kamen zusammen. "Damit hatten wir nicht gerechnet." Entsorgungsprobleme Arbeit erfolgt jetzt in zwei Schichten Mit Sperrmüllbergen wächst Anwohnerärger Rechts und links der Straßen in Waldersee türmt sich der Sperrmüll nicht nur zu Bergen. Er wächst geradezu zu Wänden. Zu Mauern von Schränken, Schubladen, Türen, Balken, Sesseln, Stühlen, teilweise zerlegt gestapelt, teilweise ausbalanciert übereinander geschachtelt. Nass, ölverschmiert, schimmelnd, langsam verrottend, stinken das vom Hochwasser geschädigte Mobiliar und der Hausrat beziehungsweise die verschiedensten früheren Ausstattungen von Schuppen, Garagen und Kellern. Mit den Sperrmüllhaufen wächst der Ärger in Waldersee. "Die Konflikte sind programmiert", reagiert Falko Föhrigen auf diese Vorwürfe. Der Chef des Eigenbetriebs Stadtpflegebetrieb nennt nur ein Beispiel: Wenn die Fahrzeuge in einer Straße Haus für Haus den Sperrmüll abfahren, würden sich diejenigen, die schon das zweite Mal Müll vor das Haus werfen, aufregen, dass dort nicht ganz aufgeräumt werde. Werde aber ein zweites Mal am gleichen Grundstück der Müllabgefahren, würden diejenigen wütend, wo noch kein Fahrzeug hingekommen war. "Egal wie, es gibt immer Ärger", schlussfolgert Föhrigen. Deshalb werde der Sperrmüll nach dem Einsatzplan abgefahren. Wobei der Zeitplan schwer zu untersetzen sei, räumt Föhrigen ein. "Obwohl wir alles, was uns zur Verfügung steht, im Einsatz haben." Der Stadtpflege-Geschäftsführer spricht
dabei von den eigenen Mobilbaggern, Lkw mit Selbstladearm, Kippern und
Containerfahrzeugen und von der Verstärkung durch Bagger von Privatunternehmen,
die seit gestern im Zwei-Schichtsystem entsorgen und somit vom Hell- bis
Dunkelwerden im Einsatz sein können. Mehr große Bagger und Abholkipper würden
sich gegenseitig behindern, findet Föhrigen. Man bekommt für morgen aber zwei
Fahrzeuge aus Ludwigshafen dazu. Hilfe erhalten die Mitarbeiter außerdem durch
ABM beim Sortieren und Aufladen des Sperrmülls, jedoch könnten diese nicht die
Spezialfahrzeuge bedienen. Auch einen Nachteinsatz hält er für nicht machbar,
selbst wenn die Deponie beleuchtet werden würde. Der Sperrmüll müsse
fachgerecht eingebaut werden, erklärt er und fürchtet, dass es ansonsten Unfälle
geben könnte. Allerdings hat Föhrigen für Sonnabend die Zusage, dass 20
Fahrzeuge aus Berlin kommen. Die Berliner würden freiwillig hier arbeiten, für
einen Tag so wie vor einer Woche. Noch etwas Zeit braucht´s Die Situation ist vertrackt: Als die Mulde und die Elbe die Stadt bedrohten, fanden sich unzählige Freiwillige aus Dessau und dem ganzen Land. Sie wurden herzlich begrüßt. Mit sinkendem Pegel sank auch die Zahl derer, die an den Deichen benötigt wurden. Etliche, die mit anpacken wollten, wurden abgewiesen. Zu dem Zeitpunkt die richtige Entscheidung. Doch nun werden auch an Deichen wieder Helfer gesucht. Dass da in der Not Schüler gebeten werden, ist auch ein Hilferuf. Doch steht in Waldersee noch eine Aufgabe einer ganz anderen Dimension. Hilfe für private Bereiche ist hier zu koordinieren. Ein schwieriges Unterfangen, das gar nicht ohne Anfangsschwierigkeiten ins Laufen kommen kann. Gerade deshalb sollten die Walderseer nicht aufgeben, ihren Bedarf anzumelden, sollten Helfer immer wieder ihre Hilfe anbieten. Manches braucht seine Zeit. Auch das Zusammenführen von Helfern und Hilfesuchenden.
Donerstag,
5. September Auf
rund 350 000 Euro könnte sich der Schaden in der Kirche in Waldersee belaufen,
vermutet Pfarrerin Eva-Maria Schneider. Sie relativiert damit die erste Schätzung
von einer halben Million Euro. Allerdings wisse sie nicht, ob es nicht noch
Folgeschäden gebe, fügt sie an und ob es zum Beispiel gelingt, die Kirchenbänke
zu retten. Die
sofortige Vergabe von Spenden haben der Rotary Club Dessau und der Lions Club
Dessau-Anhalt in einer gemeinsamen Sitzung beschlossen. In
den ersten Tagen nach der Flut standen die Telefone der Hochwasser-Hotline im
Dessauer Finanzamt kaum still. Drei Mitarbeiterinnen waren im Einsatz, um die
vielen Anrufe und Fragen zu beantworten. Inzwischen ist der Ansturm etwas
weniger geworden, so dass Daniela Krimmling die Hotline allein betreuen kann.
Das Finanzministerium Sachsen-Anhalts hat eine Reihe steuerlicher
Erleichterungen für Hochwasser-Geschädigte beschlossen, die im Amt in der Kühnauer
Straße "so unbürokratisch wie möglich" für die Bürger umgesetzt
werden. "Wir helfen mit unseren Mitteln und schöpfen alle Möglichkeiten
aus", versichert Vorsteher Hildebrand Hendriksen. Dabei gehe es
insbesondere darum, jetzt und sofort zu helfen. Möglichkeiten gibt es dabei
sowohl für Arbeitnehmer, als auch für Arbeitgeber und Unternehmen wie auch für
Vereine. Dieter Becker Gewerbetreibender
Scheckübergabe
6.09.2002 41 000 Euro für Feuerwehr und Heimatverein Waldersees
Ortsbürgermeister Lothar Ehm und Dessaus Oberbürgermeister Hans-Georg
Otto hatten Tränen in den Augen, Tränen der
Kameraden nach der Flut, Förderverein unterstützt Feuerwehr
"Wir wollen der Freiwilligen Feuerwehr helfen, ihre aufgaben im Zivil- und Katastrophenschutz zu erfüllen", umreißt Kerstin Schmidt kurz das Ziel, das sich der neu gegründete Förderverein der Walderseer Feuerwehr gestellt hat. "Mit Ausstattungsgegenständen, zum Beispiel", fügt die Schatzmeisterin hinzu und räumt ein, dass dies eigentlich Aufgabe der Stadt Dessau wäre. Soch: "Im Stadthaushalt fehlt es an allen Ecken und Enden." Deshalb werde der Förderverein von Spenedne geldern verschiedene Aufrüstungen und Geräte anschaffen und diese den Walderseer Kameraden kostenlos zur Verfügung stellen. Ein großer Teil der Ausstattung, der Bekleidung und der Technik der Walderseer Kameraden ist nach dem Bruch des Schwedenwalls im Wasser untergegangen. Auch der Turm und das Gerätehaus sind durch das Hochwasser geschädigt. Selbst die historische Spritze der Walderseer stand unter Wasser. Welcher Schaden insgesamt entstanden ist, das können die Kameraden noch nicht abschätzen. Türen und Fenster sind verzogen in den Räumlichkeiten, die sie sich her- und eingerichtet hatten. Deutlich ist zu erkennen, wie hoch hier das Wasser gestanden hat. "Tische, Stühle, alles ist hin", ärgert sich Kerstin Schmidt. Vor einem halben Jahr etwa hatten sich die Feuerwehrleute eine Küche zugelegt. Die hat die 63 cm Wasserhöhe wie so vieles in den Räumen nicht überstanden. "Wir hatten uns das alles hier in Eigenleistung geschaffen", resümiert Uwe Schmidt, der stellvertretende Leiter der Walderseer Feuerwehr und Vorsitzender des Fördervereins. "Aber wir haben jetzt nicht die Kraft, das wieder in Eigenleistung zu sanieren." Die Kameraden müssen erst einmal bei sich zuhause anpacken, meint auch Bernd Meier, der stellvertretende Fördervereinschef. "Wie bei allen Walderseern ist doch auch bei uns alles abgesoffefn." Mit Hilfe der Fördervereins hoffen die Kameraden nun, einiges schneller wieder in Stand setzen zu können. Spenden für die Walderseer Wehr sind in den zurückliegenden Tagen etliche eingegangen, kleiner und größere. Unter anderem haben Feuerwehrleute, die im Katastrophengebiet in den vergangenen Wochen im Einsatz waren, in ihren Heimatorten gesammelt odr selbst von dort noch einen Betrag überwiesen. Überweisungen kamen so aus Northeim und Lindau. Die Schatzmeisterin hat also schon einiges zu tun, auch wenn der Förderverein erst wenige Tage alt ist. "Doch der Bedarf ist auch riesig", schätzt sie ein.
Kommentar Lothar
Ehm ist kein Einzelkämpfer. Der Mann, der ehrenamtlich sich in den
vergangenen schlimmen Wochen unermüdlich für Waldersee eingesetzt hat,
vertritt als Ortsbürgermeister die Bürgerschaft. Und eben die hat ihm den
Auftrag erteilt, sich für eine rasche Instandsetzung der Deiche stark zu
machen. Die Unterschriften unter der Resolution zeugen nachdrücklich davon. Und
mit eben diesem Nach- druck werden alle Verantwortlichen aufgefordert, rasch
etwas zu tun, damit die Angst vor einer Flut schwindet, der Neuauf- bau einen
Sinn bekommt. Wer dieses Vorgehen als "blinden Aktionismus"
bezeichnet, wie es Oberbürgermeister Hans-Georg Otto gestern tat,
der zieht die falschen Schlüsse.
Maintaler Karnevalsvereine richten eine große Benefiz-Veranstaltung aus
Es ist schon eine
gewaltige Aufgabe, innerhalb von drei Wochen eine Veranstaltung auf die Beine zu
stellen, die ein breites Publikum anspricht. Aber genau das haben alle
engagierten karnevaltreibenden Vereine Maintals nun geschafft.
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